Auch 2020 wieder Abi-Traumnoten in der Waldorfschule

Auch 2020 wieder Abi-Traumnoten in der Waldorfschule

Ganz herzlichen Glückwunsch allen unseren Abiturientinnen und Abiturienten (von links nach rechts):
Ayleen Reymann, Toni Kiefl, Lea Knabe, Leon Profitlich, Fabian Werner, Joel Boonma, Michel Martin, Annika Noe, Lucie Blind, Louis Harshman, Jonathan Härle, Julian Barowski, Mika Neeb, Amelie Hering

Jedes Jahr scheint es die eine oder andere Diskussion über das Abitur zu geben. Mal sind die Matheprüfungen zu schwer, mal sind Dokumente verloren gegangen. Doch kaum ein Jahr hat so viele Grundsatzdebatten erleben dürfen wie dieses. Corona und seine Folgen für das Bildungssystem brachten tief schneidende Einschränkungen für alle Schülerinnen und Schüler, die in diesem Jahr ihr Abitur absolvieren mussten. Erst fiel der reguläre Unterricht weg, dann die Gewissheit, wann und ob die Prüfungen überhaupt stattfinden würden. Die Kultusministerkonferenz jedoch unter dem Vorsitz der rheinland-pfälzischen Kultusministerin Dr. Stefanie Hubig hielt bei einer Sitzung am 25. März am Abitur fest und verkündete, dass die Abiturprüfungen auch 2020 stattfinden sollten.

Für die 14 Schülerinnen und Schüler der diesjährigen 13. Klasse der Freien Waldorfschule Diez war diese Entscheidung ohnehin nicht weiter von Belang, da die Prüfungen in Rheinland-Pfalz dezentral, also von jeder Schule selbst koordiniert und durchgeführt werden. Zudem waren zu diesem Zeitpunkt die ersten beiden von insgesamt acht Prüfungen schon geschafft, und zwar in den Fächern Musik und Kunstgeschichte. Die vier schriftlichen Abiturprüfungen rückten dann in greifbare Nähe. Nur zweieinhalb Wochen lagen zwischen den schon absolvierten mündlichen und den schriftlichen Prüfungen in den Leistungskursen Deutsch und Biologie und in den Grundkursen Mathematik und Geschichte. Binnen zweier Wochen hieß es also, alles in den vergangenen dreizehn Schuljahren Gelernte abzurufen und möglichst exakt auf Papier zu bringen, um sich beim Abitur den Platz an der Wunschuni bzw. den Einstieg in die berufliche Laufbahn zu sichern.

Aus den Reihen der Schülerinnen und Schüler waren schon im Vorhinein verschiedene Zielsetzungen und damit verbunden auch Motivationen zu beobachten, die sie sich mit ihrem Abitur ermöglichen wollten. Da reichten die Interessen von Psychologie über Publikation, hin zur Kriminologie. Unschwer zu bemerken, dass so manche/r seine oder ihre Ziele ziemlich hoch ansetzte. Doch zunächst standen da noch die Prüfungen an, in denen es darum ging, das Fundament für diese Ziele zu legen. Mit den schriftlichen Prüfungen waren drei Viertel der Abiturleistungen erbracht und für viele schon ersichtlich, ob sie ihre Ziele erreichen könnten oder nicht. Es folgten fast fünf Wochen ohne Unterricht und nur wenige „Mundschutz-Treffen“ in der Schule, um auf die letzten beiden Prüfungen vorzubereiten. Mit den mündlichen Prüfungen in Englisch und Russisch wurden auch in diesem Jahr an der Freien Waldorfschule in Diez die letzten Hürden genommen.

Der Notendurchschnitt der Prüflinge ist dabei diesmal besonders positiv ausgefallen: erneut konnte an der Waldorfschule Diez die traumhafte Durchschnittsnote von 1,0 erzielt werden. Fast 30 Prozent des Jahrgangs schlossen mit einer 1 vor dem Komma ab und sicherten sich damit top Voraussetzungen, um in ihr Studium oder ihre Ausbildung zu starten.

Die Tatsache, dass hervorragende Leistungen von Schülerinnen und Schülern auch Verdienst der Schule sind, ist insbesondere bei den herausfordernden Bedingungen der Corona-Zeit in diesem Jahr schwer zu verneinen. Die ganzheitliche und breitgefächerte Ausbildung der Waldorfpädagogik scheint hier ihren Schülerinnen und Schülern gute Dienste getan zu haben. Die Freie Waldorfschule in Diez, wie alle Waldorfschulen, steht immer wieder im kritischen Auge der Öffentlichkeit. Fragen wie: „Schreibt ihr überhaupt Klausuren?“ oder „Bekommt man bei euch eigentlich ein richtiges Abitur oder ist das nur ein Waldorfabitur?“, und so manches andere Vorurteil lässt sich anscheinend nicht aus den Köpfen verbannen.

Für die Abiturienten heißt es Abschied nehmen von der Schule. Drei Viertel der Schüler kennen sich seit der ersten Klasse der Waldorfschule, die übrigen kamen später hinzu. Die starke Klassengemeinschaft, bei der sich die Schüler untereinander immer wieder gegenseitig helfen, war sicherlich eine gute Basis für das hohe Lern- und Leistungsniveau. Allen kritischen Stimmen zum Trotz hat die die Freie Waldorfschule Diez wieder durch die hervorragenden Abiturleistungen gezeigt, dass hier eine tiefgreifende und umfassende Bildungsarbeit geleistet wird. Insbesondere in Zeiten von Corona und kontroversen Debatten um die Reformierung unseres Bildungssystems erweist sich die Waldorfschule und ihr Konzept als krisenfest und höchst erfolgreich. Und vom diesjährigen Abi-Jahrgang gab’s zum Abschied auch ein „kleines Andenken“ für die Schulgemeinschaft:

Mit Charme und Esprit verabschieden sich die Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs 2020 und hinterlassen „blühende Lanschaften“…